Gerade bei KMU ist die Unternehmensübergabe eine Herausforderung, die frühzeitig strategisch angegangen werden sollte
„Staffelübergabe als Teil der Unternehmensstrategie“, mit diesem Titel hatten das AAA-Advisors Netzwerk, die Financial Experts Association e.V. (FEA )und KPMG gemeinschaftlich nach Stuttgart eingeladen. Dass das Thema enorme Bedeutung gewonnen hat, zeigt schon die Teilnehmerzahl. Über 60 Gäste überwiegend aus KMUs im Südwesten informierten sich und diskutierten lebhaft. Das Thema brennt etlichen Unternehmensführern der Boomer-Generation unter den Nägeln, bedürfen doch in den nächsten 5-7 Jahren über 800.000 KMU einer möglichst gut vorbereiteten Übergabe, kurzfristig in den nächsten 2-3 Jahren in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten bis zu 300.000.
Die Staffelübergabe zu gestalten ist ein Prozess, der frühzeitig und strategisch durchdacht angegangen werden sollte. Doch oft ist die Transition der „weiße Elefant im Raum“, der Prozess wird durch das Tagesgeschäft aus dem Takt gebracht und immer wieder aufgeschoben. Parallel zu den zeitkritischen Anforderungen des Geschäfts – etwa der digitalen Transformation – müssen die durch den Rückzug der Boomer aus dem Erwerbsleben entstehenden Nachfolgebedarfe als große Herausforderung gemanaged werden – egal ob es bei Familienunternehmen potentielle Nachfolger in der Familie gibt, ob Fremdgeschäftsführer gefunden werden müssen oder eine Veräußerung des KMU ansteht.
Die Veranstaltung wurde dementsprechend durch praxisorientierte Impulsvorträge geprägt. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln wurden in Praxisbeispielen die Do‘s und Don’ts und die „Lessons learnt“ angesprochen.
Zu Beginn sorgte Marc Biadasz (MdB) für die politische Einordnung und zeigte den wirtschaftspolitischen Handlungsbedarf auf.
Albert Kirchmann (AAA Advisors) und Gunter Fauth (CEO Valegra GmbH und AAA Advisor) berichteten aus ihrer Beratungsarbeit und stellten die typischen Herausforderungen sowie die Vielfalt der Lösungswege vor. Und rasch wurde auch klar, dass der Transition-Prozess Zeit braucht: auch bei KMU vergehen zwischen konkretem Start der Planung und Umsetzung auch bei günstigen Bedingungen schnell 18 Monate, sehr oft dauert es auch signifikant länger. Stringenz im Prozess, gerade auch in der Vorbereitung, zahlt sich aus und wird mit maßvoller Unterstützung durch erfahrene Berater auch mit Steigerung des Unternehmenswertes belohnt. Den Vortrag von Gunter Fauth dazu stellen wir hier separat als Artikel zur Verfügung.
Das Beratung in dieser Situation hilft, das verdeutlichte der von persönlicher Erfahrung und teils emotional geprägte Vortrag von Hubert Traut, der sein Unternehmen mangels Nachfolger im Familienkreis veräußert hat. Der Erfolg der Transaktion misst sich dabei an etlichen Faktoren: neben den finanziellen Aspekten sind gerade bei den kleineren und zahlenmäßig weit überwiegenden KMU „soft factors“ erfolgsentscheidend: hier beispielhaft die Rolle des Unternehmens und der Unternehmerpersönlichkeit als Arbeitgeber in einer kleinen Gemeinde, die Zukunft des Unternehmens und der Belegschaft sowie das Vertrauen in eine neue Geschäftsführung und den neuen Unternehmenseigner. Hubert Traut konnte als Testimonial eindrucksvoll berichten, wie mit maßvoll dosierter Hilfe von Beratern der Prozess gestaltet, am Laufen gehalten und letztlich für alle alten und neuen Stakeholder erfolgreich abgeschlossen werden konnte – hier mit einem jungen im Unternehmen bereits erfahrenen Geschäftsführer, einem erfahrenen Investor, einer neuen Vertriebsstruktur und einem kleinen Beirat der GmbH.
Holger Schekorr (Partner Sigma Corporate Finance GmbH) illustrierte in seinem Beitrag vor allem die Do’s und Don’ts bei Vorbereitung und Umsetzung einer Transaktion, darunter durchaus auch einige Topics zum „im Hinterkopf behalten“. Seinen Vortrag mit dem Beispiel einer letztlich gescheiterten Transaktion und den Auswirkungen auf den Unternehmenswert finden sie in einem separaten Artikel (Link folgt).
Prof. Dr. Simone Zeuchner-Egli (Corporate Governance Academy) moderierte die anschließende Paneldiskussion mit den Speakern und Dr. Steffen Huber (Partner KPMG) sowie Hans Berg (Regionalvorstand FEA Südwest).
Im Anschluss nutzen die Teilnehmer die Chance, sich im Dialog mit Referenten und Teilnehmern auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Insgesamt sicher eine rundum gelungene Veranstaltung, für die bereits eine Anfrage zur Wiederholung in einer anderen Region vorliegt.
Quelle Artikelbild: privates Foto, von FEA zur Verfügung gestellt